Das Hauptgebäude wurde 1876 erbaut und ist bis heute unter dem Namen Schloß Schwenzin bekannt.
Das ehemalige Gut Schwenzin war Eigentum der evangelischen Kirche. Es zog sich vom Torbogenhaus, welches als Haupteingang diente, bis einschließlich der jetzigen Gärtnerei der Lebenshilfe.
1907 Erfolgte ein Anbau für das Personal.
1909 Bau des Torbogenhauses
1926 Durchführung von Aus-/Umbauten
Im Jahr 1905 befand sich das Anwesen im Besitz von Wilhelm Guido Regendanz
(* 31. Mai 1882 in Elberfeld; † 1955 in Florida, USA), einem einflussreichen deutschen Bankier. Wilhelm Regendanz war dadurch mit dem politischen Berlin bestens verbunden und kam zweimal in Kontakt mit der Weltgeschichte („Panthersprung nach Agadir“ und „Röhm Putsch“)
Um 1912 heiratete Regendanz Carmen Herrmann, die Witwe des Vizeadmirals Alexander Werth, deren Sohn, den späteren Diplomaten Alexander Werth (Junior) er adoptierte.
Seeseite Schloss
In seiner Eigenschaft als Direktor der Hamburg-Marokko-Gesellschaft spielte Regendanz eine bedeutende Rolle während der sogenannten Zweiten Marokkokrise im Jahr 1911, die sich infolge von deutsch-französischen Auseinandersetzungen über die französische Herrschaft über Marokko entspann. Auf Wunsch der deutschen Regierung erstellte Regendanz eine Dokumentation der wirtschaftlichen Interessen deutscher Unternehmen in Marokko. Diese waren allerdings nur vorgetäuscht und entsprachen zu einem großen Teil nicht der Realität.
Auf Basis dieser Dokumentation entsandte Deutschland das Kanonenboot Panther der deutschen Kriegsmarine in den Marokkanischen Hafen Agadir.
An Bord der Panther befand sich Wilhelm Regendanz als Vertreter der deutschen wirtschaftlichen Interessen.
Der Panthersprung nach Agadir war äußerer Anlass der deutsch-französischen politischen Konfrontation. Der Panthersprung nach Agadir gilt heute neben dem Attentat von Sarajevo als einer der Auslöser des Ersten Weltkriegs.
Von 1916 bis 1923 amtierte Regendanz als Direktor der Österreichischen Creditanstalt für Handel und Gewerbe. Seine weitverzweigte wirtschaftliche Tätigkeit setzte er auch in der Zeit der Weimarer Republik fort. Um den Verlust der deutschen Kolonien in Afrika zu kompensieren, verwandte Regendanz in der Zwischenkriegszeit außerdem große Anstrengungen darauf, ausgleichsweise große Gebietsmassen in Afrika aufzukaufen. Zu diesem Zweck versuchte er, ein deutsches Konsortium für den Ankauf der Mehrheit der Aktien der Nyassa Consolidated Ltd zusammenzubringen, und erhielt dafür Unterstützung unter anderem von den ehemaligen Diplomaten Paul Wolff Graf Metternich zur Gracht, Friedrich Rosen und Wilhelm Solf sowie vom Bankier Oppell. Wäre es nicht schließlich gescheitert, wäre das Territorium dieser Gesellschaft informell in deutschen Besitz gekommen, was das Deutsche Reich, dem Kolonialpolitik aufgrund des Vertrages von Versailles verboten war, durch die Hintertür faktisch – wenn auch nicht de jure – wieder zu einer Kolonialmacht gemacht hätte.
In der Spätphase der Weimarer Republik engagierte Regendanz sich in der Volkskonservativen Partei, in der er das Amt des Schatzmeisters übernahm.
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ unterhielt Regendanz weiterhin enge Kontakte zu Kurt von Schleicher und in das politische Berlin. Er organisierte häufiger Dinner Treffen in seinem Haus in Berlin Dahlem. Unteranderem ermöglichte er dort auch Begegnungen Schleichers mit dem französischen Botschafter André François-Poncet.
Poncet hatte Hitler noch nie persönlich getroffen und wandte sich mit diesem Wunsch an Regendanz.
Um ein solches Treffen vorzubereiten lud Regendanz auch Röhm zu einem Dinner Termin am 24. März 1934 in Berlin Dahlem ein. Teilnehmer des Dinners waren neben Regendanz sein Sohn Alex, Poncet, Röhm, von Schleicher, Gottfried Treviranus.
Regendanz war der Meinung, dass Röhm unverändert bestens mit Hitler kommuniziert. Er wusste offensichtlich nicht, dass Röhm zu diesem Zeitpunkt schon in Ungnade gefallen war.
Röhm befehligte die SA, eine innerdeutsche Schlägertruppe, um missliebige Bürger mundtot zu machen. Röhm hatte aber weitergehende Ambitionen und wünschte sich auch die Befehlsgewalt über die SS.
Dies missfiel anderen „Nazi Größen“ wie Göring und Himmler, weil sie zu viel Macht von Röhm befürchteten. Also suchten sie nach Schwachstellen von Röhm und wurden fündig in dessen Homosexualität. Diese interessiert heute zum Glück niemanden mehr, war aber zu dieser Zeit eine Straftat nach §175.
Röhms Homosexualität war Hitler lange bekannt aus ihrer gemeinsamen politischen Zeit in München. Aber als er mit Beweisen konfrontiert wurde, konnte und wollte auch er Röhm nicht mehr schützen.
So wurde denn das Dinner am 24. März 1934 bereits von der Gestapo observiert und als konspiratives Treffen eingestuft.
Der französische Botschafter Poncet war über das Ergebnis des Dinners mit Röhm überhaupt nicht glücklich. Röhm hatte ihm gesagt, er sei ein Militär und kein Diplomat, was Poncet als unhöflich und ungehobelt empfand. Eine weitere Einladung von Regendanz zu einem Treffen mit Röhm lehnte Poncet daher ab.
Wenig später kam es zum „Röhm Putsch“, also zum Putsch der Nazi Führung gegen Röhm.
Ermordet wurden nicht nur Röhm und zahlreiche Mitglieder der Führung der SA, sondern auch Hunderte Personen, die aus irgendwelchen Gründen missliebig geworden waren.
Dazu gehörte auch Kurt von Schleicher. Die versuchte Verhaftung von Gottfried Treviranus durch die Gestapo hat Regendanz bei einem gemeinsamen Tennisspiel unmittelbar miterlebt. Treviranus konnte gerade noch über die Gartenmauer flüchten und entkam.
Da wurde Regendanz klar, dass er in großer persönlicher Gefahr schwebte.
Im Sommer 1934 floh Regendanz während der Röhm Affäre mit einem Wasserflugzeug vermutlich vom Kölpinsee in das Vereinigte Königreich nach London, nachdem er auch von der Ermordung seines Freundes Schleicher erfahren hatte.
Im Vereinigten Königreich wurde Regendanz noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eingebürgert. Einem Lebenslauf von 1933 zufolge hatte er insgesamt sieben Kinder. Seine Nachfahren, inkl. Enkelkinder, wohnen zum Teil immer noch in London und in East Sussex.
Torbogenhaus
Ende der 30er Jahre befand sich auf dem Gelände von der heutigen Europäischen Akademie bis zum Reekkanal eine unterirdische Fabrik der Nazis für die Produktion von Flugzeugteilen. Die Spundwand als Ankerplatz dieser Fabrik ist heute noch im Reekkanal gut zu sehen.
Nach der Flucht von Regendanz wurde das Schloß Schwenzin dieser Fabrik zugeschlagen und von der Fabrikleitung genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebten russische Offiziere im Schloß Schwenzin und organisierten den Abtransport der Produktionsanlagen der Fabrik nach Russland sowie den Umzug von deren Propellerproduktion an ihren jetzigen Standort in Waren (heute Schiffspropeller).
1952 Mit Gründung der „DDR“ ging das Schloß Schwenzin in deren Besitz über und eine Lungenheilanstalt wurde eingerichtet.
1963 bis 1996 war die Kinderklinik in dem notdürftig umgebauten Schwenziner Schloss untergebracht. Was ursprünglich als Interimslösung gedacht war, zog sich über 30 Jahre hin, so dass die Kinderklinik erst im Jahre 1996 in das Haupthaus nach Waren zog.
Das „Urwaldkrankenhaus“ war sieben Kilometer vom Haupthaus entfernt. Das Personal wurde mit einem Betriebsbus, das „Blaue Wunder“ genannt, zur Arbeit gefahren.
Darüber hinaus verfügte die Kinderklinik über kein eigenes Fahrzeug.
Eltern, die ihre Kinder besuchen wollten, hatten immer mittwochs und sonntags zu den offiziellen Besuchszeiten die Möglichkeit dazu. In Waren wurden sie mit einem Bus der Verkehrsbetriebe eingesammelt und nach Schwenzien gefahren. Auskünfte über den Gesundheitszustand der Kinder erhielten Eltern ansonsten nur vormittags per Telefon. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar, aber bis Ende der 1970er Jahre existierte nur eine einzige Telefonfreileitung und somit gehörte die Jagd auf das Freizeichen zum täglichen Sport aller Anrufer. Es geschah nicht selten, dass durch Sturm und Schneefall die Oberleitungen zum Ausfall des Telefons führten.
Abriss Krankenhaus (Bilder 1 und 2) und Seeseite Krankenhaus (Bild 3)
Christel & Bernhard Elbracht
Blaues Wunder
Garagen – heute Restaurant
Schloss vom See
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Jens Körting: seeblick@haus-am-koelpinsee.de
Rainer Sauer: RSauer02@aol.com